Debatte im Umweltausschuss: Auch im Emsland sinkt die Artenvielfalt

Carsten Primke, Geschäftsstellenleiter der SPD-Kreisverbände Emsland und Grafschaft Bentheim hat uns den nachfolgenden Bericht über die Sitzung des Umweltausschusses des Kreistages Emsland zugemailt, den wir nachstehend übernehmen.

Debatte im Umweltausschuss

Auch im Emsland sinkt die Artenvielfalt

Tobias Böckermann (Redakteur der Meppener Tagespost)

Meppen. Der Umweltausschuss des Landkreises Emsland hat sich erneut mit dem Rückgang der Artenvielfalt bei Insekten und Vögeln beschäftigt. Die Forderung der Grünen, der Landkreis Emsland müsse sich stärker für deren Erhalt engagieren, wurde abgelehnt.

Carsten Keetz von den Grünen hatte das Thema erneut auf die Tagesordnung gebracht – zum dritten Mal in diesem Jahr. Zuvor hatte Ausschussvorsitzender Ulrich Wilde (SPD) zwei Mal Fragen zum drohenden „stummen Frühling“ gestellt – aber die ausführlichen Antworten der Kreisverwaltung auf die drängenden Probleme hatten den Grünen „nicht ausgereicht“.

Deshalb hatte Keetz in seiner Anfrage darauf verwiesen, dass der Rückgang bei der Masse der Insekten zumindest bei einer Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen bis zu 80 Prozent betrage. Das bedeutet, dass die in genormten Fallen gefangene Menge an Insekten 80 Prozent weniger Gewicht auf die Waage bringt, als zu Beginn der Untersuchungen vor einigen Jahrzehnten. Auch die Artenvielfalt bei den Brutvögeln vor allem in der Agrarlandschaft sinke deutschlandweit dramatisch, sagte Keetz.

Kein eigenes Monitoring

Nun wollte er von der Kreisverwaltung wissen, wie die Situation im Emsland aussehe und ob es spezifische Bestandszahlen gebe. Wenn nein, brachte er ein eigenes wissenschaftliches Insektenmonitoring ins Spiel.

Kirstin Meyer, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland, sowie Dezernent Dirk Kopmeyer verwiesen in ihrer wiederum ausführlichen Antwort darauf, dass die meisten Fragen der Grünen bereits anlässlich der vorangegangen Anträge der SPD beantwortet worden seien. Ergänzend dazu könne man aber sagen, dass der massive Rückgang der Insekten bundesweit zu beklagen sei, es aber spezielle Untersuchungen mit längerfristigen Testreihen im Emsland nicht gebe.

Diese durchzuführen, sei auch nicht Aufgabe des Landkreises, sondern wenn erforderlich die der Bundesländer und des Bundes. Ohnehin deute Vieles darauf hin, dass sich die negativen Ergebnisse im Emsland nicht von denen anderer Regionen unterschieden, so dass eigene Untersuchungsreihen keinen Sinn machten. Die Folgen im Emsland seien ähnlich wie überall: weil Insekten fehlten, sinke die Bestäuberleistung bei Nahrungs- und Wildpflanzen und für viele andere Arten, etwa die Vogelwelt, fehle die Nahrung. Die Artenvielfalt sinke.

Artenvielfalt sinkt

Die Zahl der Brutpaare der Vögel in der Agrarlandschaft sinke derweil kontinuierlich, berichtete Meyer. Eigene Untersuchungen gebe es zum Beispiel im Schutzgebiet Mittelradde-Marka-Südradde, wo seit 2009 die Zahl der Kiebitzbrutpaare um 40 Prozent von 85 auf 51 und die der Uferschnepfe von acht auf null gesunken sei.

Die intensive Landwirtschaft spiele bei diesen Rückgängen sicher eine Rolle, sagte Meyer, mittlerweile lebten mehr Insekten in Siedlungsbereichen als in landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Landkreis Emsland sei im Rahmen seiner Möglichkeiten und Aufgaben vielfach aktiv für die Artenvielfalt, etwa über Hot-Spot-Projekte oder beim Wegeseitenraumprogramm.

Carsten Keetz kritisierte, die Kreisverwaltung beschäftigte sich nicht ausreichend mit der Problematik, verwies dann aber auf die Landwirtschaft mit „zu viel Dünger und zu viel Gift“ als Hauptverursacher.

Uneinigkeit

Die Mitglieder des Umweltausschusses diskutierten den Punkt kontrovers. Maria Albers (CDU) sah nicht die Landwirtschaft als alleinige Schuldige, sondern auch die Gartenbesitzer, die immer weniger Blühpflanzen zuließen. Klaus Fleer (SPD) bemängelte, Projekte wie der Hot-Spot oder Naturschutzgebiete seien zu klein und/oder nicht ausreichend vernetzt. „Man muss überall mehr tun“. Dieser Meinung war der Ausschuss mehrheitlich – allein über die Gegenmaßnahmen blieb Uneinigkeit.