Nahverkehr im Emsland auch zukünftig nur erweiterte Schülerverkehre?

Ein flächendeckender, gut getakteter Nahverkehr im Emsland? Verbindungen mit den Zentren in Papenburg, Meppen oder Lingen oder gar zwischen den Gemeinden rechts und links der Ems? Das sind Träume von vielen Bürgern und Forderungen aus der Politik. Und es werden wohl auch nur Träume bleiben.

Reinhold Hoffmann
Rudi Gaidosch

Wir Politiker in der SPD machen es uns einfach: neue Linien müssen her, die Fahrten sollen öfter und in kürzeren Abständen erfolgen und damit für die Bürger interessanter machen, den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) zu benutzen. Und da gibt es ja auch noch die demografische Entwicklung Schließlich soll man ja auch im Alter noch mobil sein können.

Aber der ÖPNV ist kein Wunschkonzert. Er kostet Geld. Und wer bisher glaubte, in den Großstädten seien mit den hochdichten Verkehrsangeboten Gewinne zu erwirtschaften befindet sich auf einem grandiosen Holzweg. Nur durch kommunale Verlustabdeckungen lassen sich kommunale oder gebietsbezogene Nahverkehrsbetriebe am Leben erhalten.

 

 

Die Arbeitsgruppe Mobilität des SPD-Kreisvorstandes Emsland hat sich intensiver mit dem Nahverkehrsplan des Emslandes befasst. Und konnte dabei wenig Neues entdecken. Allenthalben sind die Schülerverkehre die Grundlage des Nahverkehrs! Das bestätigte auch Hermann Meyering, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens aus Lingen, das im  Rahmen des VBE (Verkehrs-Betriebe Emsland) zahlreiche Linien sowie die LiLi-Busse in Lingen betreibt, in einem Gespräch mit Rudi Gaidosch und Reinhold Hoffmann vom SPD-Kreisvorstand Emsland.

Dreh- und Angelpunkt ist die Finanzierung des ÖPNV. Und daran mangelt es im Emsland noch. Zwar werden die Schülerverkehre bezuschusst, aber gerade der politisch immer wieder geforderte Ausbau muss finanziert werden. Nach dem Personenbeförderungsgesetz müssen eigenwirtschaftliche Verkehre (private Unternehmen) oder gemeinwirtschaftliche Träger (Gemeinden / Städte / Kreise) die Netzvergabe Europaweit ausschreiben. Das lockt in lukrativen Fällen auch die europäische Konkurrenz an. „Und die können sich aufgrund ihrer Unternehmensgrößen durch günstige Angebote behaupten“, erklärt Hermann Meyering den SPD-Vertretern am Beispiel Schweden die augenblickliche Marktsituation.

Gab es dort vor 15 Jahren noch ca. 1.500 Busunternehmen, die auch im ÖPNV aktiv waren, so sind Heute nur noch 100 übrig geblieben. Dies hatte auch Folgen für die Qualität der Verkehre. Für die Zusammenarbeit mit anderen Verkehrsverbünden und der Erschließung neuer Routen bedarf es laut Hermann Meyering einem Vorlauf von ca. 3 Jahren, um Linien, Fahrplan und Tarife abzustimmen.

Einen Fortschritt sieht der Unternehmer im neuen Nahverkehrsplan Emsland hinsichtlich der Berücksichtigung von Bedarfsverkehren, die besonders die Mobilität von Senioren ansprechen.

Auch Hermann Meyering hat einen Traum: „Ein richtiger ÖPNV, der nach einem vertakteten Fahrplan fahren würde. Alle Busse wären in Niederflurbauweise, die Haltestellen wären so gestaltet, dass auch auswärtige Kunden sich gleich zurechtfinden würden und der Wartende sich auch bei schlechtem Wetter wohlfühlen würde. Er kann dann auf den elektronischen Anzeigen sehen, in wie viel Minuten sein Bus kommt“!

Aber bevor es soweit ist bedarf es einer massiven Unterstützung durch die Politik. Ein Anfang sei gemacht, doch kurz getakteter ÖPNV wie in Ballungszentren wird bei allem Wohlwollen im Emsland in naher Zukunft nicht möglich sein. Hermann Meyering setzt auf die Zusammenarbeit mit der Politik. Er bittet uns aber auch, unsere Forderungen im ÖPNV-Bereich unter realistischen Bedingungen zu sehen, denn letztlich bezahlen Kunden und der, „der die Musik bestellt“!

Uns wird langsam klar: beim ÖPNV im Emsland ist kein kommunales Wunschkonzert, er kann nur gemeinsam kommunal und mit dem Kreis weiterentwickelt werden. Forderungen stellen ist einfach, aber sie müssen auch bezahlbar sein!

Ach ja, das Gespräch mit Hermann Meyering hat uns gezeigt, wie wichtig der Blick „über den Tellerrand“ ist. Wir werden Informationsgespräche dieser Art fortsetzen. Ein sachbezogenes Gespräch kann manchmal mehr bringen als 80 Seiten Papier!

Rudi Gaidosch / Rainer Becker/ Reinhold Hoffmann